Transkulturelles Kinder- und Jugend Kunstprojekt „Fliegende Staffelei“- Eine Zeitreise durch die Kulturgeschichte der Menschheit.

Veranstaltungszeitraum: März – November 2019

Fotovernissage: November 2019

Veranstaltungsort: Köln

Vorgeschichte des Projekts

Laut einer Statistik, betrug die Anzahl der Bevölkerung Deutschlands Ende 2017 / Mitte 2018 rund 82.793.000 Menschen (www.destatis.de 2018).Diese Statistik zeigt, dass die Zahl der Ausländer in Deutschland im Jahr 2017 rund 10,62 Millionen beträgt, wobei die Ausländer aus 194 Ländern der Welt stammen und die unterschiedlichsten kulturellen Besonderheiten, Lebensstile, Weltansichten, gesellschaftliche Normen und Werte, Traditionen und Religionszugehörigkeiten aufweisen. Einerseits ist die deutsche Gesellschaft heterogen und bunt aufgestellt, andererseits gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte, die uns verbinden, vor allem, wenn es um Familie, Kindererziehung, Gewohnheiten und kulturelle Aspekte geht. Es leben ungefähr 19,26 Millionen Menschen in Deutschland, die einen Migrationshintergrund haben – dies sind mehr als 20% der Bevölkerung. Diese Tatsache verdeutlicht, dass Deutschland faktisch ein Zuwanderungsland ist. Im Grunde hat mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausländische Wurzeln: 414.789 Kölnerinnen und Kölner (38%) haben einen Migrationshintergrund. 2017 waren in Köln 209.520 Ausländerinnen und Ausländer (19% der Bevölkerung) aus über 180 Nationen gemeldet. Viele von ihnen haben wegen kriegerischer Konflikte, wirtschaftlicher Entwicklungen und Verfolgung die Heimat verlassen. Das gilt vor allem für die 6.741 Syrerinnen und Syrer in Köln. Weitere 28.376 Menschen stammen aus den Ländern Afghanistan, Iran, Irak, Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien, Algerien, Eritrea und Nigeria.

Eine besondere Rolle spielen dabei Kinder und Jugendliche, die in Deutschland ihre neue Heimat gefunden haben. Es ist inzwischen Realität, dass in den deutschen Schulen - besonders in den großen Metropolen und Verdichtungsräumen - der Anteil der Schüler/Innen mit Migrationshintergrund zwischen 50 und 80% liegt. Damit sind natürlich viele Probleme verbunden, besonders, wenn es um die soziale Integration und Chancengleichheit geht. Aber jeder Schüler und Schülerin mit Migrationshintergrund hat eine eigene kulturelle Identität, die eine große Bereicherung für unser Land darstellt.

Diese Daten bieten die Voraussetzung dazu, darüber nachzudenken, wie die absehbare Zukunft Deutschlands in den nächsten zehn, zwanzig und dreißig Jahren aussehen kann. Bedauerlicherweise entwickeln sich in der heutigen Gesellschaft immer mehr Spaltungen, rechtsradikale Strömungen, Unverständnis und Entfremdung.

In einer solchen Lage gewinnen kulturelle und kreative Projekte immer mehr an Bedeutung. Durch die politische und konfessionelle Unabhängigkeit im Projekt werden Konflikte aufgrund von gegensätzlichen Weltanschauungen vermieden, womit kreative und kulturelle Projekte als Anlaufstelle  fungieren, bei denen die Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen, Nationalitäten, Ursprüngen und Lebenserfahrungen, sowie verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen zusammenkommen. Da der grundlegende Moment eines jeden kreativen Projekts die Schaffung eines Produkts ist, zu dem außer dem Ergebnis auch das Gefühl der eigenen investierten Zeit und Mühe gehört, bringt die Zusammensetzung dieser Faktoren ein Verständnis für den Wert des eigenen Mitwirkens und Erlebens. Die Fähigkeit, die investierte Mühe und das Ergebnis des Projekts einzuschätzen und zu bewerten, ist ein unbezahlbares Gefühl, welches sicherstellt, dass der Schöpfer nicht der Zerstörer sein wird.

Dementsprechend gilt: je mehr schöpferische und junge Erwachsene man ausbilden kann, die in der Lage sind, die Kreativität und Schöpfung zu schätzen, desto erfolgreicher wirkt sich das auf den Zustand der Gesellschaft aus.

Konzept des Projekts

Aus diesem Grund haben wir das interkulturelle Kunst- und Fotoprojekt „FOKUNST“  mit dem bildungskulturellen Schwerpunkt konzipiert.

Wir schlagen vor mehr Aufmerksamkeit, an die Teilnahme von Kindern aus nicht sozial-wohlständigen Stadtteilen Kölns, wie Ehrenfeld (Neuehrenfeld, Bocklemünd/Mengenich, Vogelsang, Ossendorf, Bickendorf) zu schenken. Ebenfalls an Stadtteile wo die Rate der Familien mit Migrationshintergrund oder Sozialbenachteiligten höher als der Durchschnitt ist (Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund: Ehrenfeld = 34,4 %, Kalk = 51,0%, Mülheim = 40,7%, Chorweiler = 48,3%, Porz = 40,5% ), (Arbeitslosenquote nach SGB II: Chorweiler = 8,3% , Mülheim = 10,3%, Kalk= 11,7 %, Ehrenfeld = 7,1%, Porz = 7,8%) (Zeitbezug: 31.12.2015). Der Anteil der jungen Leute im Alter von 6 bis unter 18-Jährigen beträgt 110.807. Anteil Einwohner mit Migrationshintergrund: Türkei = 54.575, Irak = 8.321, Iran = 4.560, Bulgarien/Rumänien = 12.607, Syrien = 6.741, Afghanistan = 3.032, Algerien/Eritrea/Nigeria = 2.118, Albanien/Kosovo/Mazedonien/Serbien = 10.345) (Zeitbezug: 31.12.2017).

Ebenfalls möchten wir durch die Kooperationsarbeit mit dem Kultur- und Integrationszentrum PHOENIX - Köln e.V., welcher gerade das Projekt EINSTIEG, VOR ORT (Ein Projekt für Zuwanderer aus Südosteuropa), JEZt (Interkulturelle Elternarbeit an Kölner Schulen in den Stadtteilen Köln-Porz, Köln-Chorweiler und Köln-Neubrück), MEGOVITA, UMSTIEG, ANSCHUB, EINSTIEGSLOTSE und mit Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Nord-Afrika, Südosteuropa etc. durchführt, junge Menschen mit diesem Migrationshintergrund in unser Projekt einführen, da wir es für wichtig halten den Prozess der Integration dieser Jugendlichen in der deutschen Gesellschaft zu beschleunigen.

Das interkulturelle Kunst- und Fotoprojekt „FOKUNST“ ist ein Teilbereich des Workshop-Zyklus für Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren. Wir möchten den Leitfaden „künstlerische Fotografie“ behalten aber diesmal die Inszenierungsphotografie von einem ungewöhnlichen Blickwinkel aus betrachten. Die TeilnehmerInnen sollten dabei eine ganze Serie von Instalation oder Stilleben und gegenseitigen Portraits mit kleinen Inszenierungs- und Interieurelementen anfertigen.

Für das vorliegende Projekt ist nicht nur das Ergebnis der seriellen Fotografie, welche über die Teilnehmer/Innen erzählt, sondern auch der Entstehungsprozess von Bedeutung. Bei diesem werden die Teilnehmenden verschiedene Techniken erlernen und diverse kreative Stufen durchlaufen.

Ein besonderer Fokus im Projekt liegt auf der analogen Fotografie. Dafür werden einige Workshops in speziell eingerichteten Laboren (z.B. für die Entwicklung und den Druck der Fotos) und Fotostudios stattfinden. Es werden die speziellen Bedingungen für Fotoaufnahmen hergestellt, sowie sachgemäße Materialen und Techniken benutzt.

Unter Anleitung von professionellen Künstlern und Pädagogen werden die Jugendlichen unterschiedlich konzipierte Kompositionen aus mehreren Gegenständen entwerfen und realisieren, wodurch typische ethnische und kulturelle Besonderheiten, familiäres Umfeld und eigene Zukunftsvisionen für die Öffentlichkeit sichtbar werden.

Durch verschiedene Projektschritte und -bestandteile werden die Jugendlichen in ihrem künstlerischen Denken und ihrer Kreativität gestärkt, mit unterschiedlichen Konzeptionen und Umsetzungsmöglichkeiten vertraut gemacht, sodass sie ein Rhythmusgefühl entwickeln und stärken sowie technische und praxisbezogene Kenntnisse im Bereich der Fotografie, der richtigen Lichtaufstellung, des Fotodrucks und der Bildbearbeitung erwerben. Zudem sollen sie sich gegenseitig kennenlernen, lernen, auf andere Kulturen und Traditionen besser und mit mehr Toleranz zu zugehen und dabei als multikulturelles Team arbeiten. Darüber hinaus möchten wir den Jugendlichen helfen, ihren richtigen Lebensweg zu finden und zu gestalten sowie ihren Lebensraum unter anderen Gesichtsaspekten und Perspektiven wahrzunehmen.

Die Konzeption des Projekts „FOKUNST“ beinhaltet einen Workshop-Zyklus, der nach thematischen Schwerpunkten aufgebaut wird. Zusätzlich möchten wir Ausflüge zu den verschiedenen Themenschwerpunkten sowie Museumsbesuche anbieten.

Derartige Projekte geben nicht nur die Möglichkeit neue freundschaftliche und soziale Kontakte zu knüpfen, an dem Leben der Stadt teilzunehmen, sondern geben auch die Möglichkeit die deutsche Sprache zu lernen und zu verbessern, sowie eine Vorstellung von den professionellen Chancen zu bekommen. So ein Projekt kann auch eine gute Ergänzung zur Schule sein, denn die Bildungsverantwortung der Schule reicht nicht immer aus. Dies wäre ein weiterer organisierter Lernort, von dem man nie genug haben kann.

Involvierung und Beteiligung in solchen kreativen und gleichzeitig sozial-wichtigen Projekten, ist für Kinder und Jugendliche aus solchem Sozialraum, sehr wichtig. Da solche Jugendliche oftmals, aus organisatorischen oder begrenzt finanziellen Gründen leider keine Beschäftigungen außer der Schulischen in deren Freizeit haben, verbringen sie deren Freizeit mit Fernsehen oder vor dem Computer. Sie haben keine Möglichkeit sich kreativ zu entfalten und eine praktische Ahnung von verschiedenen Berufen und Chancen zu bekommen.  Durch Besuche von Museen, Ausstellungen und praktischen Stunden, sowie auch theoretischen Vorträgen unserer Referenten, wollen wir versuchen, das Wissen der jungen Erwachsenen zu erweitern. Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass es ein sehr großes Spektrum verlangter und kreativer Arbeit gibt und hoffen, dass die Teilnehmer/Innen neue Beschäftigungen, Berufe oder neue kreative und seriöse Hobbys für sich entdecken können. So ein Projekt ist eine Symbiose und ein Zusammenhalt aus Kultur, Bildung und Sozialraum.

Andererseits ist die Isoliertheit solcher Familien oft der Grund für sprachliche Grenzen oder äußerst sozial niedrige Lebensumstände und fehlende Beteiligung. Oftmals kommt auch beides gleichzeitig vor. Es gibt den Jugendlichen keine Möglichkeit ihre soziale Fähigkeiten auszuüben, aus der gewöhnlichen, niedrigen sozialen Schicht raus zu kommen und die eigene unabhängige Meinung und Position einzunehmen, die der ursprünglichen sozialen Lage nicht entsprechen. Da die Teilnahme an unserem Projekt kostenlos ist und keinen finanziellen Einsatz für die Materialien oder Technik braucht, ist die Teilnahme an diesem Projekt für solche Jugendliche vorteilhaft und gibt ihnen die Möglichkeit viel neues zu erfahren und neue Freunde kennenzulernen, deren Interessen den eigenen entsprechen. Eins unserer Ziele ist es so viele Jugendliche, die vor kurzem nach Deutschland eingereist sind wie möglich zu involvieren, sowie Jugendliche mit Migrationshintergrund die schon seit mehreren Generationen in Deutschland wohnen, junge Leute mit begrenzten physischen Möglichkeiten und Jugendliche aus nicht vollständigen oder kinderreichen Familien. Wir fänden es interessant mit solchen Jugendlichen zu arbeiten, weil die Teilnahmein ausgerechnet solchen Projekten, die Möglichkeit gibt, sich von unerwarteten Seiten zu öffnen und sich sozial nützlich und dazugehörig zu fühlen.

Unser Projekt wird von den professionell ausgebildeten Künstlern und Pädagogen betreut, die unsere Teilnehmer beim Entwerfen der Foto-, Grafik- und Raumgestaltung, sowie bei allgemeinen organisatorischen Fragen unterstützen werden. Zusätzlich wird ein Workshop-Zyklus zum Thema „künstlerische Fotografie“ durchgeführt und als Abschlussveranstaltung eine kreativ gestaltete Fotovernissage präsentiert. Im Zusammenspiel ergeben sich daraus künstlerische Perspektiven, die von alltäglichen Situationen bis hin zur gezielten dekorativen Inszenierung reichen.

Im Laufe des Projekts sollen auch digitale und interaktive Medien sowie soziale Netzwerke von den Jugendlichen aktiv genutzt werden, um das Projekt über die lokalen Grenzen hinaus zu promoten.

Für die richtige Durchführung folgender geplanter Veranstaltungen, benötigt der Referent oder die Referentin ehrenamtliche Fachkraft in der Organisation und der Vorbereitung der Veranstaltungen. Die Notwendigkeit wird damit begründet, dass außer den theoretischen Stunden in dem Projekt auch praktische Stunden geplant sind. Da die eingeladene ehrenamtliche Fachkraft, die professionellen Fähigkeiten und die verlangte Qualifikation in dem Bereich der Fotografie, Massenmedien und Programmierung besitzt, könnte sie die nötige Hilfe leisten oder eine Beratung im Rahmen des Projektes durchführen. Da ein Teil unserer Veranstaltungen in der Stadt geplant ist, brauchen wir für die Begleitung von 15 Jugendlichen zusätzliche Hilfe.

Am Ende des Projekts soll eine große Fotoausstellung stattfinden, die von den Teilnehmenden selbst vorbereitet wird. Unter der Leitung der Dozenten werden die Jugendlichen die Fotos auswählen, bearbeiten und gestalten und einen Ausstellungsraum konzipieren. Dieses Vorgehen hilft den Teilnehmern ihre eigene Arbeit besser zu analysieren.

Das Programm der Veranstaltungen wurde speziell für dieses Projekt entwickelt. Alle Interaktionen finden außerhalb der Schulzeit statt (An Wochenenden oder nach dem Unterrichtsschluss).

Zielgruppe

Die Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 18 Jahren, mit und ohne Flucht- und Migrationshintergrund, aus verschiedenen Ethnien, wie russischsprachige Jugendliche, junge Leute aus Osteuropa, Flüchtlingsjugendliche aus Syrien und Afghanistan, Nord-Afrika, Südosteuropa etc., sowie Jugendliche mit Migrationshintergrund die schon seit mehreren Generationen in Deutschland wohnen, junge Leute mit begrenzten physischen Möglichkeiten und Jugendliche aus nicht vollständigen oder kinderreichen Familien.

Methoden

Das Projekt beinhalten zwei Teile:

  1. Theoretischer Teil

Der theoretische Teil beinhaltet eine Folge von Veranstaltungen, welche sich aus folgenden Themen zusammensetzen: thematische Vorlesungen und Vorträge, historische Belege, eine technische Übersicht, Werke von bedeutenden Fotografen, die Geschichte der Fotografie und einführende und übersichtliche Vorträge über die Arten der darstellerischen Kunst.

Zudem sind Museumsbesuche, Besuche thematischer Ausstellungen und Vorschau von fachspezifischen Filmen geplant.

Der wichtigste Teil der Theoriestunden setzt sich aus der Vorschau der fotografierten Materialien, dessen Diskussion und Analyse zusammen.

  1. Praktischer Teil

Zum praktischen Teil des Projekts gehören vor alle die Workshops, bei denen die Teilnehmer/Innen in speziellen Fotostudios (mit Fokus auf Komposition, Objektsuche und die Arbeit mit digitaler und analoger Kamera) und in Fotolaboren (mit Fokus auf Druck, Entwicklung und Bearbeitung des Fotofilms) arbeiten.

 

Projekt gefördert von

paritaetische

Ein Projekt von

in Kooperation mit

kiz

im Rahmen des Programms